Christoph
Kolumbus *
EINLEITUNG
Kolumbus, Christoph (italienisch Cristoforo Colombo, spanisch Cristóbal
Colón, 1451-1506), italienischer Seefahrer, der im Auftrag der spanischen
Krone einen kürzeren Seeweg nach Asien erkunden sollte. Dabei landete er irrtümlich
in der Karibik und „entdeckte” damit Mittelamerika für die westliche Welt.
Nordamerika war dagegen bereits mehrere Jahrhunderte zuvor von Wikingern erstmals auf dem Seeweg erreicht worden. Kolumbus wurde
wahrscheinlich in Genua
geboren. Obwohl seine Herkunft grundsätzlich nicht eindeutig geklärt ist, nimmt
man an, dass sein Vater Weber war, und dass Christoph in jungen
Jahren ebenfalls diesen Beruf ausübte. Die Anfänge seiner Karriere als Seefahrer
sind unklar, aber der Stadtstaat von Genua hatte einen regen Hafen, und
möglicherweise fuhr Kolumbus bereits in seiner Jugend als kaufmännischer Angestellter
zur See. Zwischen 1470 und 1480 unternahm er seine erste Handelsreise zur Insel Chios im Ägäischen Meer. 1476 segelte er in einem Konvoi aus mehreren Schiffen
nach England. Vermutlich wurde die Flotte vor der portugiesischen Küste von
Piraten überfallen. Kolumbus’ Schiff sank, doch er konnte sich retten und kam
bis nach Lissabon. Dort ließ er sich nieder – sein Bruder Bartholomäus arbeitete
in Lissabon bereits als Kartograph – und heiratete 1479 die Tochter des Gouverneurs
der Insel Porto Santo (nordöstlich von Madeira). Diego Kolumbus, das einzige
Kind aus der Ehe, wurde 1480 geboren.
Obwohl etliche auch renommierte Autoren von Kolumbusbiographien wie Madariaga
und Morison versuchen auf Grund verschiedenster Schlussfolgerungen durch
nicht eindeutig bewiesene Tatsachen ein lebhaftes Bild seiner ersten
Lebenshälfte zu zeichnen versuchen, muss doch gesagt werden, dass die ersten
Jahre von Kolumbus Leben bis ca. 1476 im Dunklen liegen.
Kolumbus wurde stark von Theorien und Erkenntnissen aus der Antike inspiriert,
insbesondere denjenigen von Aristoteles, Seneca und Strabo. Seit den Pythagoreern
waren die Griechen der Ansicht, dass die Erde eine Kugelgestalt besitzt. Im
Mittelalter wurde diese Idee zwar mehr und mehr verdrängt, geriet jedoch unter
der gelehrten und
wissenschaftlich gebildeten Elite nicht in Vergessenheit. Zu Kolumbus Zeit
wurde die Tatsache der
Kugelgestalt der Erde zumindest von der Bildungselite als einen Fakt angesehen. Kolumbus hatte die Idee, Indien statt
auf dem langen und gefährlichen Seeweg rund um Afrika auch auf einer Route nach
Westen über das Meer zu erreichen, welches Europa und Asien verband. Von großem
Einfluss waren dabei die Berechnungen des italienischen Astronomen Toscanelli, wonach
die Erde um ein Viertel kleiner war als bis dahin angenommen und größtenteils
aus Land bestand; dementsprechend sollte auch die Entfernung zwischen Europa
und Asien und damit der geplante neue Seeweg deutlich kürzer sein, was entsprechende
Handelsvorteile versprach. Nach intensivem Kartenstudium legte Kolumbus einen
Vorschlag für seine Route nach Westen fest, unterbreitete diesen 1484
Johann II., König von Portugal, und richtete an ihn ein Gesuch, die
westliche Überquerung des Atlantiks zu finanzieren. Sein Gesuch wurde jedoch
von der königlichen Schifffahrtskommission abgelehnt, teils aufgrund seiner
Fehlberechnungen, teils weil portugiesische Schiffe bereits auf dem Weg waren,
einen Seeweg nach Asien durch die Umsegelung Afrikas zu finden.
Kurz danach begab sich Kolumbus nach Spanien, wo seine Pläne von mehreren
einflussreichen Männern gefördert wurden. 1486 erreichte er eine Audienz bei Isabella I.,
Königin von Kastilien. In dieser Zeit traf der inzwischen verwitwete Kolumbus
Beatriz Enriquez, die seine zweite Frau und Mutter seines zweiten Sohnes mit
Namen Ferdinand Kolumbus wurde. Ähnlich wie in Portugal wurde auch in Spanien
sein Plan von einer königlichen Kommission abgewiesen. Kolumbus gab jedoch
nicht auf, und im April 1492 wurde seine Hartnäckigkeit belohnt:
Ferdinand V., König von Kastilien, und Königin Isabella stimmten ein, die
geplante Expedition zu finanzieren. Der unterzeichnete Vertrag sah vor, dass Kolumbus
Vizekönig aller Gebiete werden sollte, die er entdeckte; weiterhin umfasste das
Abkommen die Erhebung in den erblichen Adelsstand eines Großadmirals sowie die
Zusicherung eines Zehntels aller wertvollen Metalle, die auf dem neuen
Territorium zu finden seien.
DIE ERSTE REISE
Die
Expedition bestand aus dem Hauptschiff Santa María, das Kolumbus’ Kommando
unterlag, und den beiden kleineren Karavellen Pinta und Niña, die
von Martín Alonzo Pinzón und dessen Bruder Vicente Yáñez Pinzón befehligt wurden.
Die Flotte segelte am 3. August 1492 von Palos de la Frontera (Spanien,
bei Huelva) aus los, mit einer Besatzung von vielleicht 90 Mann. Nach drei
Tagen auf See wurde der Hauptmast der Pinta beschädigt, was einen
Reparaturaufenthalt auf den Kanarischen Inseln nötig machte. Am
6. September lichteten die drei Schiffe wieder die Anker und segelten
genau nach Westen, später nach Südwesten.
Am Abend des 12. Oktober kam Land in Sicht, und früh am nächsten Morgen
landete die Expedition auf einer der Bahamas-Inseln, die von den dort lebenden
Indianern Guanahani genannt wurde. Kolumbus erhob für die spanische
Krone den Besitzanspruch auf die Insel und taufte sie in San Salvador um
(neuere Forschungen legen nahe, dass es sich bei der Insel eher um Samana Cay
handelte, da jedoch von Kolumbus selbst keine eindeutigen Hinweise zum
geografisch korrekten Landungsort gemacht wurden, wird dieser wohl nicht
hundertprozentig zu klären sein.). Weitere Landungen in den folgenden Wochen fanden auf Kuba
und Hispaniola, dem heutigen Haiti, statt. Nach Ansicht von Kolumbus lagen all diese Inseln in
den Gewässern vor der Küste Ostasiens.
Im Dezember erlitt die Santa María vor der Küste von Hispaniola
Schiffbruch. La Navidad, ein Fort, wurde als erster Stützpunkt notdürftig aus
den Trümmern des Schiffes erbaut und erhielt weniger als 40 Mann
Besatzung. Die Niña, nun unter dem Befehl von Kolumbus, sowie die Pinta
begannen im Januar 1493 ihre Heimreise. Nachdem Stürme die Schiffe zunächst zu
den Azoren und dann nach Lissabon abtrieben, legte Kolumbus im März wieder in
Palos an. Er wurde vom spanischen König begeistert empfangen, der ihm die vertraglich
vereinbarten Privilegien erneut zusicherte.
DIE ZWEITE REISE
Kolumbus traf sofort Vorbereitungen für eine zweite
Expedition, die im September 1493 mit 17 Schiffen und etwa
1 500 Mann Besatzung Spanien verließ. Sie landeten auf den
karibischen Inseln Dominica, Guadeloupe und Antigua. Am 27. November ankerten
die Schiffe vor La Navidad in Española, und die Spanier stellten fest, dass das
Fort zerstört und die Männer getötet worden waren. Kolumbus überließ die Ruinen
sich selbst. Nahe dem heutigen Kap Isabella (Dominikanische Republik) gründete
er die Kolonie Isabella, die erste Niederlassung von Europäern in der Neuen
Welt. Im Frühjahr 1494 verließ er die Kolonie, um die Küste von Kuba zu
erkunden, das Kolumbus zum asiatischen Festland rechnete. Weitere
Erkundungsfahrten betrafen Jamaika und Puerto Rico.
Bei seiner Rückkehr nach Isabella am 29. September hatte sich ein tiefer
Streit unter den Kolonisten und der Mannschaft entfacht. Dieser war auf die
Haltung der Indianer zurückzuführen, die Kolumbus und seine Begleiter zunächst
sehr freundlich empfangen hatten, ihnen aufgrund der schlechten Behandlung
durch die Siedler nun jedoch feindlich gegenüberstanden. Kolumbus besiegte die
Indianer auf einem Feldzug im März 1495 und verschiffte eine große Zahl von ihnen
nach Spanien, um sie dort als Sklaven zu verkaufen. Königin Isabella lehnte
dies jedoch ab, und die Überlebenden wurden zurückgesandt. Im Oktober 1495 kam
eine königliche Untersuchungs- und Aufsichtskommission in Isabella an. Da diese
seiner Politik kritisch gegenüberstand, gründete Kolumbus eine neue Hauptstadt
mit Namen Santo Domingo, überließ seinem Bruder Bartholomäus das Kommando und
brach nach Spanien auf. Er erstattete Ferdinand und Isabella persönlich
Bericht, die daraufhin die Kommission entließen. Sie versprachen außerdem, eine
neue Flotte zu unterstützen. Da das ganze Unternehmen bisher jedoch nicht den
erhofften raschen Gewinn erzielte, dauerte es annähernd zwei Jahre, bis acht
Schiffe erneut in See stechen konnten.
DIE DRITTE UND VIERTE
REISE
Kolumbus startete am
30. Mai 1498 zu seiner dritten Reise. Seine ersten Stationen waren die „Insel
mit den drei Spitzen”, die er Trinidad (nach Trinität: heilige Dreieinigkeit)
nannte, sowie das heutige Venezuela. Nachdem er die Küste entlang gekreuzt war,
segelte er in den Golf von Paria (westlich von Tobago) und führte in der
Mündung des Orinoko eine Gruppe an Land. In sein Logbuch notierte er, dass er
eine den Europäern unbekannte „Neue Welt” gefunden habe. Er vermutet einen neuen
Kontinent (tierra firme) entdeckt zu haben, ist sich aber der Tragweite dieser
Entdeckung nicht wirklich bewußt. Wieder auf See
passierte er verschiedene weitere Inseln, darunter Margarita, und landete
schließlich in Santo Domingo auf Española.
Bei seiner Ankunft am 31. August fand er einen Teil der Kolonie in offenem
Aufstand gegen seinen Bruder. Er beschwichtigte die Rebellen, versuchte erneut,
die Indianer zum Christentum zu bekehren und verstärkte die Suche nach Gold.
Währenddessen konnten seine Feinde in Spanien das Königshaus davon überzeugen,
dass Española einen neuen Gouverneur brauchte. Im Mai 1499 setzte der König
Kolumbus ab und berief Francisco de Bobadilla in das Amt. Dieser kam am
23. August 1500 in der Kolonie an, ließ sofort Kolumbus und und dessen
Bruder Bartholomäus in Ketten legen und nach Spanien zurückschicken. Kolumbus bestand
darauf, die Ketten zu tragen, bis die Königin selbst sie von ihm abnahm. Das
Königspaar begnadigte die beiden Männer und entlohnte sie, weigerte sich aber,
Kolumbus in sein altes Amt wieder einzusetzen. Dennoch wurde Bobadilla als Gouverneur
durch Nicolás de Ovando ersetzt.
Obwohl Kolumbus weiterhin die Unterstützung des Königs für eine vierte
Reise genoss, um eine Westpassage nach Asien zu suchen, wurden ihm nur vier Karavellen
zur Verfügung gestellt, die sich in schlechtem Zustand befanden, und ihm
außerdem verboten, Española anzulaufen. Seine letzte Expedition startete er im
Mai 1502 von Cádiz (Spanien) aus. Als sie nach nur 21 Tagen Überfahrt vor
Santo Domingo ankerten, verweigerte man den stark reparaturbedürftigen Schiffen
trotz eines herannahenden Wirbelsturmes die Einfahrt in den Hafen. Der Sturm
vernichtete eine Flotte, die auf dem Weg nach Spanien war und seine Gegner,
darunter Bobadilla, an Bord hatte. Nur ein Schiff mit dem Gold von Kolumbus kam
unversehrt im Heimathafen an.
Nach notdürftigen Reparaturen segelte Kolumbus durch die Gewässer vor Honduras
und kreuzte dann fast sechs Monate lang südlich entlang der Küste Zentralamerikas
auf der Suche nach der Westpassage. Im Januar 1503 landete er in Panamá und
gründete dort eine Siedlung, die jedoch nach einer Meuterei der Mannschaft und
aufgrund von Schwierigkeiten mit den Indianern wieder aufgegeben werden musste.
Die Expedition, auf zwei Karavellen zusammengeschrumpft, nahm Kurs auf
Española, doch die morschen Schiffe sanken in der Nähe von Jamaika am
23. Juni 1503. Kolumbus schickte nach Española um Hilfe aus und zwang die
Indianer, seine Männer mit Nahrung zu versehen. Die Befreiung kam jedoch erst
nach einer Verspätung von fast einem Jahr – vorsätzlich durch den Gouverneur Ovando
geplant. Die gestrandeten Männer stachen am 28. Juni 1504 mit Kurs auf
Santo Domingo in See, anschließend kehrten sie nach Spanien zurück. Am
7. November erreichten sie Sanlúcar de Barrameda in Südwestspanien.
Kolumbus fuhr danach nie mehr zur See.
Die letzten Monate des Lebens von Kolumbus waren von Krankheit und dem
vergeblichen Versuch gekennzeichnet, von König Ferdinand eine Wiederherstellung
seiner Privilegien zu erreichen, dies obgleich Kolumbus zu dieser Zeit recht
wohlhabend war. Er starb am 20. Mai 1506 in Valladolid. Seine sterblichen Überreste
wurden in Sevilla beigesetzt, dann zunächst nach Santo Domingo, später nach
Habana (Cuba) überführt, bevor sie schließlich 1899 in Sevilla ihre letzte
Ruhestätte fanden. Einige Historiker gehen dagegen davon aus, dass die
zurückgeführten Gebeine nicht von Kolumbus stammen, sondern sich vielleicht
noch in Santo Domingo befinden. Obwohl Kolumbus eine entsprechende Anerkennung
zu Lebzeiten versagt blieb, wurde erst nach seinem Tode klar, dass er doch
einen neuen Kontinent entdeckt, dadurch die gesamte Weltanschauung nachhaltig
verändert und den Grundstein für die Geschichte der Neuzeit gelegt hatte.
*mit Auszügen aus Microsoft Encarta 2000